Ehepaar auf Abwegen, 32. Teil

Autor Kanzler
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Ehepaar auf Abwegen, 32. Teil
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… Die absolut erfreulichste Nachricht in jenem Herbst 2004 erreichte Sandra und Marco in der zweiten Oktoberwoche. Sie hatten wieder ihr periodisches Skype-Telefonat mit Penny und David und gerade darüber berichtet, was sich bei ihnen in Deutschland so alles ereignet hatte, als Penny sich nicht mehr zurückhalten konnte: „I am pregnant“, rief sie in die Kamera, „David and I are goin‘ to have a báby.“
… „Waaaas?“ Sandra blieb der Mund offen stehen und Marco glotzte verblüfft auf den Monitor.
… „Ja“, sagte nun David und legte seinen Arm um Penny, während er mit dem anderen weiterhin Natalie auf seinem Schoß hielt, „es ist eindeutig bestätigt. Und diesmal sind die Eltern ganz sicher wir beide. Mensch, Sandra, Marco, wir sind so unglaublich glücklich.“ Seine Augen schimmerten feucht.
… Sandra sah Penny am Bildschirm in Tränen ausbrechen und da hielt es sie auch nicht länger. Sie begann richtiggehend zu schluchzen.
… Erschreckt fuhren Alexander und Valentina, die auf den Oberschenkeln ihrer Eltern saßen, hoch: „Máma, was hast du denn?“
… Sandra und Marco drückten ihre Kiinder an sich und Marco sagte: „Eure Máma ist sehr glücklich, weil Tante Penny ein Báby bekommt. Schaut sie euch an, auch sie weint vor Glück.“
… „Ach Penny, ich würde dich so gern umarmen“, brachte Sandra schließlich heraus, „weißt du, wann …?“
… Penny hatte sich wieder etwas gefasst. „Ja natürlich, es war, während wir bei euch waren, in der zweiten Augustwoche. Mein Frauenarzt ist ganz sicher. Es waren die wunderbaren Ferien bei euch.“
… Sie unterhielten sich noch eine geraume Weile über dieses biologische ‚Wunder‘. So lange hatten sie es miteinander versucht und jetzt schien es endlich geklappt zu haben, ganz ohne medizinischen Aufwand.
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… Kurz danach saßen Sandra und Marco im Sprechzimmer der Psychotherapeutin Clara Millstedt. Es war Freitag, der 15. Oktober, und sie waren gerade aus dem Elsass zurückgekommen. Die geschäftlichen Besprechungen, die Paula und Marco leiteten, waren alle erfolgreich gewesen, aber besonders erfreulich war, dass Paula und Hildegard Freundinnen geworden waren. Aber die Nachricht von Pennys Schwangerschaft war die beste von allen.
… Das fand auch Clara, als Sandro und Marco mit ihrem Bericht zu Ende gekommen waren. „Ich sagte letztes Jahr zu den beiden, dass der Druck bezüglich ihres Kijnderwunsches nun vorbei sein müsse. Marco hatte schon Recht mit seiner Einschätzung. Wenn die Psyche unbelastet ist, geht biologisch viel mehr.“
… „Eigentlich ist es nur logisch“, meinte Marco, „schließlich konnten beide mit uns Kiinder kriegen, Yannik und Natalie sind die lebenden Beweise. Ich glaube, sie haben einfach nur Zeit gebraucht ohne Druck und ohne Stress.“
… „Ja, es scheint biologisch schon immer alles in Ordnung gewesen zu sein. Aber man darf die Macht der Psyche nicht unterschätzen, ihr Einfluss auf biologisch-medizinische Abläufe ist sehr groß. Erst bei ihrem gemeinsamen Urlaub hat für Penny und David alles zusammengepasst, ihre große Liebe, die wiedergewonnene Ehe, ihr perfekter Sex und eine wunderbare Zeit in Ihrem Haus, meine Lieben. Und damit war die Blockade weg.“
… „Wir freuen uns jedenfalls unglaublich mit ihnen“, sagte Sandra zum Abschluss.
… Clara wollte nun informiert werden, was Sandra und Marco im Detail erlebt hatten, sowohl allgemein wie auch in ihrem Sexleben. Zu ihrem Sex auf der Ladefläche des Sharan direkt auf der Straße vor ihrer Praxis musste sie herzlich lachen.
… „Sind Sie uns deshalb nicht böse?“ Marco war etwas unsicher.
… „Aber warum sollte ich denn? Ihr Sexleben entwickelt sich doch gut. Sandra war zwar die treibende Kraft, aber es hat Ihnen beiden Spaß gemacht. Und jeder derartige Sex schweißt Sie weiter zusammen. Also wo ist das Problem?“
… So hatte Marco das noch nicht gesehen. Aber Clara hatte natürlich Recht. Und wenn es tatsächlich eine Anzeige geben sollte, wen würde das kümmern? Und vielleicht eine Verwaltungsstrafe? Vollkommen egal.
… Clara legte nun wieder los: „Wir führen jetzt einen Begriff ein, der uns immer wieder begegnen wird, einen Begriff, den man als Synonym für eine funktionierende Ehe sehen könnte, und zwar die ‚Augenhöhe‘. Zwei Geschäftspartner verhandeln einen Vertrag in Augenhöhe, sagt man und was meint man damit? Die beiden sind gleichberechtigt, gleichwertig, haben dieselben Rechte und Pflichten und agieren innerhalb ihrer Vertragserfüllung nach vereinbarten, für beide gleichen Regeln. Wenn die Augenhöhe in Schieflage geraten oder gar verschwunden ist, wird die Erfüllung des Vertrags ein Problem, möglicherweise wird er sogar aufgelöst, mit Folgen für einen oder beide Vertragspartner. Bei einer Ehe ist das ganz genauso.
… Wenn sich eine Ehe auf Augenhöhe befindet, heißt das also, dass Gleichgewicht herrscht. Keiner der beiden lebt seine Wünsche und Vorlieben auf Kosten des anderen aus. Wenn der eine merkt, dass er mit seinem Verhalten den anderen in Bedrängnis bringt, korrigiert er sofort. Wenn einer dem anderen etwas zugesteht, was über die eheliche Vereinbarung hinausgeht, muss das auch umgekehrt gelten. Das prominenteste Beispiel dazu ist Fremdsex, aber es gibt Hunderte andere.“
… Frau Doktor Millstedt machte eine kurze Pause, um ihre Worte einwirken zu lassen. „Ich habe dazu wieder ein kleines Dokumentationsheftchen für Sie“, setzte sie dann fort, „das lesen Sie bitte zu Hause und besprechen es. Ich sende es in elektronischer Form auch an das Ehepaar Robertson. Dann können Sie, wenn Sie Weihnachten bei ihnen sind, darüber diskutieren. Das wäre für Sie alle sicher hilfreich.“
… Sandra und Marco nickten dazu, sie lauschten Claras Worten sehr ernsthaft.
… „Es wird Ihnen sicher einleuchten, dass die Augenhöhe in einer Ehe auch durch jeglichen Lug und Trug gestört wird, auch durch Handlungen eines Partners, die das soziale Leben und Umfeld beeinträchtigen oder dem anderen Partner aufgezwungen werden oder vom anderen nicht gemocht, aber aus Liebe oder Angst vor dem Verlassenwerden geduldet werden.“
… „Wieso nennen Sie das denn ‚Augenhöhe‘?“, warf Marco ein, „gäbe es da nicht bessere Begriffe?“
… „Eigentlich ist ‚Augenhöhe‘ ganz gut“, meinte die Therapeutin, „es gibt bildhaft die Situation wieder. Stellen Sie sich vor, einer der Ehepartner tut etwas von dem, was ich geschildert habe. Dann wird der andere sich ‚niedergemacht‘ fühlen, ‚geknickt‘ sein. Bildlich gesprochen wird er kleíner werden und der Augenkontakt ist nicht mehr auf derselben Höhe.“
… „Hm“, machte Marco, „aber ja, das klingt logisch.“
… „Sehen Sie“, lächelte Clara ihn an, dann fuhr sie fort: „Wir werden aus Ihrem Leben noch einige Beispiele bringen, meine Lieben. Nicht umsonst haben Sie mir zu Beginn der Therapie ihr ganzes Leben im Detail erzählen müssen. Ich werde darauf noch Bezug nehmen.“
… Sandra meldete sich erstmals wieder: „Können Sie uns nicht jetzt schon ein Beispiel bringen? Ich würde das gerne hören, natürlich nur, wenn wir hierzu genügend Zeit haben heute Abend.“
… „Aber klar, Sandra.“ Clara richtete ihr Lächeln jetzt auf Marcos Ehefrau: „Wir haben immer genug Zeit für alles. Nehmen wir als Beispiel Ihre Spontaneität, sich auf außerehelichen Sex einzulassen. Sie wissen natürlich, worauf ich anspiele. Sie haben das eine oder andere Mal Ihren Ehemann ziemlich knapp, eigentlich zu knapp davor über Ihre Wünsche informiert. Er hat Sie gewähren lassen, aus Liebe und weil er seine Ehefrau nicht vor anderen bloßstellen wollte, aber Sie konnten nicht sicher sein, ob ihm das wirklich recht war. Denken Sie zum Beispiel an den Sex mit dem jungen Soldaten auf der Waldlichtung, während sie beim ‚Institut für Sexualtherapie‘ auf Urlaub waren.“
… Etwas verlegen war Sandra, als sie sich an ihren Mann wandte: „Das habe ich doch längst erkannt und wir haben es damals ausgesprochen.“
… „Aber ja, mein Liebling. Es ist alles gut“, erwiderte der und an Clara gewandt fügte er hinzu: „Das ist doch kein offener Punkt in unserer Ehe mehr.“
… „Selbstverständlich nicht.“ Die Therapeutin lächelte erneut. „Es war auch nur ein Beispiel, wie Sandra es wollte. Die Augenhöhe ist durch ihr Verhalten ein wenig in Schieflage geraten und durch ihr gemeinsames Gespräch hervorragend ausbalanciert worden. Genau so soll es sein. Beginnende Probleme sollen durch Reden ausdiskutiert und dann beseitigt werden und genau das haben Sie aufgrund Ihrer offenen Gesprächskultur getan. Und daraufhin hat Sandra ihr Verhalten angepasst. Aber stellen Sie sich einfach mal vor, so als Gedankenspiel, Marco, wenn Ihre Frau weitergemacht hätte, immer und immer wieder, ohne Rücksicht auf Ihre Gefühle. Ihre Zustimmung wäre recht bald nur noch zähneknirschend erfolgt und irgendwann nicht mehr. Dann wäre Feuer auf dem Dach gewesen, das heißt, keine Augenhöhe mehr.“
… „Naja, ich hätte versucht, bei unseren Gesprächen einen schärferen Ton anzuschlagen.“
… „Natürlich hätten Sie das, Marco. Wenn es aber nichts genutzt hätte, wenn Sandra ihr Verhalten nicht korrigiert hätte, was dann?“
… „Dann hätte ich vermutlich etwas unternehmen müssen.“
… „Genau darauf wollte ich hinweisen. Wenn die Augenhöhe beschädigt ist, drohen Konsequenzen wie Trennung oder gleich Scheidung, oder, was genauso schlecht ist, eine beschädigte oder sogar kaputte Ehe mit zumindest einem verzweifelten Ehepartner.“
… Das leuchtete den beiden ein. Als Clara jetzt eine Pause von zehn Minuten ankündigte, nahm Sandra ihren Mann bei der Hand und ging mit ihm an die frische Luft. Dort, auf dem Gehsteig, fröstelte sie zunächst etwas, denn Mitte Oktober war es um diese Tageszeit schon recht kalt, bis Marco sie eng an sich zog und sie fragend anschaute.
… „Du weißt, mein Liebling, dass ich dich nie vor vollendete Tatsachen stellen wollte. Wir haben doch entschieden, dass wir nur dann etwas machen, wenn wir beide das wirklich wollen.“
… „Aber ja doch, Sandra, es gibt keinen Grund, Sorge zu haben. Bei dem Beispiel, das Clara nannte, hast du doch nach unserem Gespräch perfekt reagiert. Und danach hast du dich immer an unsere Absprache gehalten.“
… Natürlich gab es eine Ausnahme und das war Sandras Verhalten bei jenem unrühmlichen Junggesellinnenabschied, der nun ziemlich genau drei Jahre zurücklag, aber die würde er von sich aus nie ansprechen. Nach dem Ritual des Verzeihens hatte Clara den beiden eingeschärft, dass über diese Ausnahmesituation nicht gesprochen werden sollte, außer Sandra wollte es selbst. Jene Zeit war für ihre Ehe viel zu untypisch gewesen, als dass man sie für Vergleichsbeispiele heranziehen konnte. Eine ausgesprochen vernünftige Anweisung, wie Marco fand.
… Wie zur Bekräftigung zog er seine Frau erneut an sich und küsste sie zärtlich. Dann war es wieder Zeit, Claras Sprechzimmer aufzusuchen und eine erleichterte Sandra nahm auf dem Sofa neben ihrem Mann Platz.
… „Wir haben noch ein Thema für heute, und zwar reden wir über die natürliche Hemmschwelle, die jeder Mensch hat. Dann haben wir das nötige Rüstzeug, um unseren nächsten Termin auswärts zu verbringen.“
… „Auswärts?“, echote Marco, „wo denn?“
… „Das werden Sie schon noch sehen“, schmunzelte Clara, „lassen Sie sich überraschen. Daher vorerst weiter im Stoff. Eigentlich besitzen jeder Mann und jede Frau viele Hemmschwellen, für verschiedene Verhaltensformen, und sie wurden im Laufe der soziologischen Kulturgeschichte des Menschen entwickelt. Sie sind von der Natur eingebaute Schranken. Es gibt eine Hemmschwelle dafür, zum Dieb zu werden oder jemandem Gewalt anzutun. Der Mensch hat im Laufe der Jahrhunderttausende gelernt, nicht einfach triebhaft zu handeln, und die Hemmschwellen helfen ihm dabei.
… Wir beschäftigen uns hier jedoch vorrangig mit jener Hemmschwelle, die einen Menschen hindert, sich mit einem anderen zu paaren, also Sex mit ihm zu haben. Gäbe es sie nicht, würden wir andauernd übereinander herfallen, denn wir Menschen haben nicht wie die meisten Tiere sehr eingeschränkte Paarungszeiträume. Wie alle anderen Hemmschwellen ist auch die für Sex eine ganz individuelle Eigenschaft jedes Menschen und wird durch die Summe einer ganzen Anzahl von Parametern bestimmt, die sich laufend und auch sehr schnell ändern können.“
… Sandra meldete sich zu Wort: „Ich glaube nicht, dass ich eine Hemmschwelle für Sex habe. Wenn Marco Sex möchte, wird er ihn von mir immer bekommen.“
… „Da irren Sie sich, Sandra!“ Clara musste jetzt lachen. „Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, ich will Sie natürlich nicht auslachen, aber denken Sie mal bitte nach. Natürlich haben Sie eine Hemmschwelle für Sex, wie jeder Mensch. Was bestimmt denn Ihre Hemmschwelle? Zum einen ist das Ihre generelle Lebenssituation, dann Ihre charakterlichen Grundsätze und Moralvorstellungen, vor allem auch die Qualität der Beziehung, in der Sie sich befinden. Zum anderen wird die Hemmschwelle maßgeblich mitbestimmt von den aktuellen Umständen, in denen Sie sich im Moment gerade befinden. Welche Person ist gerade in unmittelbarer Nähe? Ist es Marco, Ihr geliebter Ehemann, der Sie gerade zum Sex verführt oder Sie ihn? Das ist der Fall, von dem Sie gesprochen haben, Ihre Hemmschwelle wird da natürlich bei null liegen.“
„Ich verstehe“, sagte nun Sandra, „es hängt auch davon ab, wer bei mir ist.“
„Aber ja, das ist ganz entscheidend“, erläuterte Clara weiter, „stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Betriebsfeier bei Waldenfels und treffen auf einen charmanten Kollegen, der Sie anbaggert. Wie verhalten Sie sich? Als Sandra Berlinghoff, in einer perfekten und liebevollen Beziehung lebend, wird Ihre Hemmschwelle sehr hoch sein. Sie werden bestrebt sein, sich den Avancen des charmanten Mannes zu entziehen. Aber wenn Ihre Beziehung im Moment nicht besonders gut funktioniert oder wenn Sie gar Single sind, wird Ihre Hemmschwelle niedriger sein und Sie werden sich vielleicht auf den Mann einlassen. Und, anders herum, Sie können noch so sehr Single und untervögelt sein, wenn Sie den Mann unsympathisch finden, wird Ihre Hemmschwelle zu hoch sein, um von ihm geknackt zu werden.“
… Während Sandra zustimmend nickte, meinte Marco dazu: „Das ist vollkommen logisch, das ist wie in der Mathematik. Wir haben einen Output-Parameter, der von vielen Inputs abhängig ist. Wie exakt kann man denn diese Hemmschwelle berechnen und steuern?“
… „Gar nicht, Marco.“ Clara lachte erneut. „Es gibt überhaupt keine Chance dazu. Sehen Sie, die Anzahl der Inputs, wie Sie sie nennen, ist unüberschaubar. Es gibt noch viele weitere. Nehmen Sie die Örtlichkeit und Sandra und Sie als Beispiel. Sie beide würden es fast überall treiben, mit null Hemmschwelle, und das ist gut und richtig so. Aber neulich, als Sie Sex auf der Ladefläche Ihres Fahrzeugs in meiner Straße hatten, war Ihre Hemmschwelle höher als die von Sandra und musste von Ihrer Frau erst geschickt gesenkt werden. Aber stellen Sie sich anstelle dessen die Mitte einer belebten Bahnhofshalle vor, einsichtig für Hunderte von Leuten. Ihre Hemmschwelle wäre zu hoch zum Knacken gewesen.“
… „Das stimmt sicher. Das wäre für mich völlig unmöglich“, meinte Marco darauf.
… „Sehen Sie. Und weitere wesentliche Parameter für die Hemmschwelle sind der momentane Alkoholpegel und der jeweilige Erregungszustand. Alkohol senkt generell die Hemmschwelle und erfahrene Verführer wissen, wie man das ausnutzt. Verführung heißt ja nichts anderes als der Versuch zur Überwindung der Hemmschwelle, eben meist durch Steigerung der Erregung. Solche Leute erkennen den aktuellen Zustand der Hemmschwelle Ihres Opfers genau und wissen, mit welchen Mitteln vorzugehen ist. Aufgrund Ihrer Erzählungen möchte ich annehmen, dass die Herren Waldenfels Meister in diesem Fach sind.“
… „Hm“, überlegte Marco, „wenn ich das so recht bedenke, haben Sie sicher Recht, Clara. Alfred und Heinrich sind vermutlich unübertroffen. Aber zu meiner Frage zurück: Also keine Möglichkeit zur Berechnung?“
… „Nein, keine, Marco. Was wir Therapeuten tun, wir analysieren die individuelle Hemmschwelle unserer Patienten mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, mit Befragung, vielleicht mit Hypnose, und versuchen dann, die Hemmschwelle nach rückwärts zu extrapolieren, um diejenige zum Zeitpunkt des fraglichen Ereignisses festzustellen. Dann können wir Rückschlüsse darauf ziehen, warum ein bestimmtes Verhalten genau so stattgefunden hat.“
… Clara sah Marco zweifelnd den Kopf hin und her wiegen. Sie lachte ihn an: „Ich weiß genau, was Sie denken, Marco. Aber es hilft Ihnen nichts. Die Psychologie ist keine exakte Wissenschaft wie die Mathematik. Wir Psychologen leben davon und damit, dass die Psyche jedes Menschen anders tickt. Aber wir bedienen uns Ihres Fachgebiets, Marco. Alles, was wir tun oder voraussagen, leiten wir von statistischen Erkenntnissen ab, es geht nicht anders. Im Einzelfall können wir im schlimmsten Fall völlig danebenliegen, das ist unser Berufsrisiko.“
… „Ich wollte Ihrem Berufsstand keinesfalls zu nahe treten“, versuchte Marco klarzustellen.
… „Das haben Sie auch nicht“, erwiderte Clara, „Ihre Anmerkungen waren völlig legitim. Aber das menschliche Gehirn ist kein Computer. Wir sind über manche neuen Erkenntnisse zu Geist und Bewusstsein oft sehr überrascht. Aber nichts deutet darauf hin, dass wir diese in naher Zukunft auch nur ansatzweise verstehen werden.“
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… Sandra und Marco hatten in den folgenden Tagen viel Diskussionsstoff. Die beiden Themen ‚Augenhöhe‘ und ‚Hemmschwelle‘ ließen sie nicht los. Sie machten dabei vieles richtig. Wie es sich für ein liebendes Ehepaar gehörte, versuchten sie wieder, täglich miteinander zu reden. Gab es irgendwo ein Ereignis, welches sich negativ auf ihre Augenhöhe auswirken könnte? Das war ihr Hauptthema, denn bezüglich ihrer Hemmschwelle hatten sie weniger Sorgen, vorerst jedenfalls, denn ganz klar war ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche konkreten Gefahren für ihre Ehe hier vorhanden sein könnten. Sie würden auch in Zukunft Sex miteinander haben, wann immer es möglich war, und die Psychologin würde Recht behalten. Ihre Hemmschwelle war in solchen Situationen gleich null. Sie trieben es manchmal immer noch in Marcos Büro, im Hotelzimmer, wenn sie unterwegs waren, und nicht selten auch im Auto. Sie hatten daran Gefallen gefunden, Sex auf der Ladefläche ihres Sharan zu haben, solange das Wetter nicht zu kalt wurde.
… Beim nächsten Skype-Telefonat mit Penny und David erzählten sie den beiden, was sie bei Clara gelernt hatten. Penny berichtete, dass sie von Clara die Unterlagen dazu erhalten hatten und darüber in den Weihnachtsferien reden wollten.
… „Wisst ihr“, sagte sie dazu, „was Clara dazu vorschlägt, ist für uns ein absolutes Muss. Sie ist einfach genial.“
… „Wem sagst du das?“, war Marcos Antwort. „Sandra und ich sind vollkommen begeistert.“
… David war der Pragmatische. Er grinste, als er nun zu Marco sagte: „Warte mal, bis du ihre Rechnung kriegst. Also billig ist sie nicht.“ Aber sofort fügte er hinzu: „Ich habe nicht mal irgendwas dazu gesagt, sondern sofort bezahlt. Sie hat meine Ehe gerettet, das war die Hauptsache.“
… Penny drohte ihrem Mann spielerisch mit dem Finger: „You just got there, David. Ich weiß nicht, wie ihr das auf Deutsch sagt, Marco. Aber es ist völlig egal, was es kostet. Clara ist jeden Euro wert.“
… Marco antwortete ihr: „Du hast absolut Recht, Penny. Wie hoch die Rechnung ist, wird vollkommen wurscht sein. Und deine Redewendung heißt auf Deutsch, dass dein Mann vorhin gerade noch ‚die Kurve gekratzt hat‘ bei dem, was er sagte, bevor du ihm vermutlich auf die Finger gehaut hättest.“
… Fröhliches Gelächter war die Antwort. Dann hörten Sandra und Marco noch zu, wie Penny in ihrer Glückseligkeit schwelgte. Sie war jetzt im dritten Monat und präsentierte ihr Bäuchlein, indem sie ihr T-Shirt hochschob, aber es war noch kaum zu sehen. Trotzdem teilte Marco ihr mit, wie wundervoll sie damit aussehe. „Wir vermissen euch alle vier“, sagte er noch zum Schluss, „aber wir kommen ganz bestimmt. In zwei Monaten plus einigen Tagen habt ihr uns.“
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… In der letzten Oktoberwoche hatten Sandra und Marco dann noch ein kurzes Erlebnis mit ihrer Chefin, Paula Waldenfels. Sie waren wieder einmal in Paulas Bürobus unterwegs, diesmal nach Prag. Es war eine der letzten Stationen, die sie noch zu absolvieren hatten. Bei den bisherigen Fahrten hatte Sandra die Gelegenheit genutzt, um ihren Kontakt zu Jonathan, dem Sohn ihres Mannes, zu intensivieren. Das schien zu gelingen, Jonathan, mittlerweile zwanzig Monate und ein sehr umtriebiges Bürschchen, hatte begonnen, Sandra als weitere Bezugsperson zu akzeptieren.
… Marco und auch Paula hatten das mit Freude wahrgenommen. Paula hatte ihre freundschaftliche Beziehung zu Sandra weiter vertieft, seit diese wieder mit ihrem Ehemann zusammen war. Sie hatten auf ihren gemeinsamen Dienstreisen natürlich viel Zeit gehabt, über Paulas und Marcos Beziehung zu sprechen, und das hatten sie auf Sandras Wunsch auch getan, obwohl diese ja eigentlich fast alle Details bereits kannte.
… Abends im Hotel in Prag beratschlagten sie jetzt, was sie noch unternehmen wollten. Die Altstadt lockte mit vielen Vergnügungen. Aber sie waren müde und entschieden, noch einen Besuch in der Hotelsauna zu machen und dann in ihre Zimmer zu gehen.
… Es war ein Glück, dass sie in der Sauna unter sich waren, niemand sonst war dort. Sie saßen nebeneinander, Sandra in der Mitte, und Marco erzählte die Saunageschichte vom Frühjahr, wo er eine allzu freizügige Paula gerettet hatte. Sandra hatte diese Geschichte natürlich schon gehört, aber amüsierte sich trotzdem wieder darüber.
… Lachend drehte sie sich nach rechts zu ihrer Freundin Paula: „Das wäre fast schiefgegangen, nicht wahr?“
… „Naja, ich war Marco außerordentlich dankbar, dass er mich so vollkommen unspektakulär da rausgeholt hat. Ich habe den Fehler gemacht, mich lasziv zu geben in der Hoffnung, dass ihm das gefällt.“
… Marco meldete sich daraufhin: „Das war kein Fehler, Paula. Das war super und ich habe es sehr genossen. Aber dann musste ich handeln, als andere Männer reinkamen. Ich musste unter allen Umständen verhindern, dass du erkannt wirst.“
… „Dein Mann war großartig. Er hatte alles unter Kontrolle. Ich wollte ihn überraschen und als etwas dazwischenkam, hat er alles gelöst.“ Paula sah Sandra, die neben ihr saß, direkt an.
… Sandra lächelte ihrer Freundin zu: „Ja, Paula, ich weiß, mein Mann ist ganz toll. Seit unserem Gespräch bei Clara ist mir klargeworden, wie liebevoll eure Beziehung ist und ich habe sie akzeptiert. Und nicht nur das, ich habe auch Gefühle für Jonathan entwickelt.“
… „Wirklich?“ Paula machte große Augen. Sie war im Moment gar nicht die ‚Powerfrau‘, sondern sehr streichelweich.
… „Ja, ich habe nicht nur Frieden mit Jonathan geschlossen, ich habe begonnen, ihn zu lieben, so wie es Clara vorhergesagt hat.“
… „Wirklich? Du weißt gar nicht, wie sehr mich das freut und glücklich macht. Ich habe dich nämlich sehr gern, Sandra, und ich muss dir etwas gestehen. Marco und ich haben ab und zu meine Väter bespannt, wenn sie mit dir Sex hatten.“
… Sandra sah sie an und lachte: „Aber das weiß ich doch schon. Marco hat mir alles erzählt. Und er hat mir alles, wirklich alles verziehen und dafür liebe ich ihn so sehr.“
… „Ich kann mir vorstellen, wie wunderbar das für dich ist, aber das ist nicht das, was ich sagen wollte, Sandra. Der Punkt ist, ich habe mich an einem dieser Abende hinreißen lassen, mir eine Beziehung mit dir zu wünschen, weil du so entzückend warst. Notfalls hätte ich sogar eine Dreierbeziehung mit Marco akzeptiert, nur um dich zu bekommen.“
… Völlig überrascht blickte Sandra ihre Chefin nach diesem Geständnis an. Paula legte den Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
… Dann sagte Sandra: „Verstehe ich dich richtig, Paula? Im Sommer vor zwei Jahren haben wir uns noch massiv gezankt und im selben Zeitraum wolltest du mit mir, also uns beiden ins Bett?“
… „Ich weiß natürlich“, lächelte Paula, „dass das nicht geht. Clara hat es ja verboten. Aber es stimmt schon, ich habe mir gewünscht, mit dir Sex haben zu können. Das ginge natürlich nur mit Marco gemeinsam, nicht hinter seinem Rücken. Und unser Gezanke haben wir doch längst hinter uns gelassen.“
… „Ja, da hast du Recht, Paula. Und ich bin Alfred und Heinrich dankbar, dass sie mir diesbezüglich damals den Kopf zurechtgerückt haben. Und es gefällt mir, wenn du zu mir so ehrlich bist. Und ich verrate dir jetzt etwas: ich mag dich auch sehr gern. Ich weiß nicht, wie Clara Millstedt dieses Gefühl definieren würde, aber ich möchte dich in meiner Umgebung nicht missen, du gehörst zu unserem Leben einfach dazu.“
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… Der nächste Termin mit der Psychotherapeutin Clara Millstedt fand überraschenderweise an einem Samstag statt. Sandra und Marco waren schon um vier Uhr nachmittags in das Privathaus der Therapeutin gebeten worden. In deren Wohnzimmer saßen sie nun und tranken Kaffee.
… Auf Sandras neugierige Frage hin erklärte Clara, dass ihre Zwillinge auf einer Geburtstagsparty wären und über Nacht nicht heimkommen würden. „Naja, das werden Sie auch noch erleben“, meinte sie mit einer leichten Resignation in der Stimme, „kaum kommen sie heim, sind sie schon wieder weg. Sie beginnen halt ihr eigenes Leben zu führen, das muss man als Eltern akzeptieren. Umso wichtiger ist dann eine intakte Ehe.“ Sie lächelte nun ihr bezauberndes Lächeln und sah Sandra und Marco an: „Und deshalb werden wir heute unseren Termin auswärts verbringen und mein Mann, Burkhart, wird uns begleiten. Da wir uns in einer Therapie befinden, brauche ich Ihre Einwilligung, dass mein Mann mitkommen darf. So will es die Bürokratie unserer Standesorganisation. Zumindest diese befolge ich, wenn ich auch bei dem, was ich vorhabe, wieder mal einen Regelbruch begehe. Ich bitte Sie beide, dieses Formular zu unterschreiben.“
… Marco fragte nach, bevor er seine Unterschrift gab: „Wo wollen Sie denn mit uns hin?“
… „Wir werden heute einen Sexclub besuchen“, antwortete Clara leichthin.
… Während Sandra große Augen machte, vergewisserte sich Marco: „Meinen Sie einen Swingerclub?“
… „Im Prinzip ist er auch das“, antwortete Clara, „aber der Besitzer hält große Stücke darauf, dass dieser Club viel mehr ist. Alle Sexspielarten können dort bestellt und ausgeübt werden.“
… „Aha. Und was machen wir dort?“
… „Das, meine Lieben, werden Sie noch sehen, das verrate ich im Moment nicht.“
… Unsicher sagte Sandra daraufhin: „Wir waren noch nie in so einem Club, Clara. Ich habe Angst. Was ist, wenn etwas geschieht, was für unsere Ehe schädlich ist?“
… „Keine Sorge, Sandra“, erwiderte Clara beruhigend, „es ist alles sicher dort, Sie werden das noch sehen. Und Ihr Mann wird bei Ihnen sein. Ich gehe auch nie ohne meinen Mann in den Club, obwohl das kein Problem wäre. Aber er will es so und ich auch, deshalb kommt Burkhart heute mit.“
… Das leuchtete ihnen ein und Sandra und Marco unterschrieben das Formular. Dann unterhielten sie sich noch eine gewisse Zeit über das, was die beiden in der letzten Sitzung zur Augenhöhe und Hemmschwelle gelernt hatten.
… Es war kurz nach fünf Uhr, als Clara das Gespräch beendete und ihre Gäste vor die Haustür komplimentierte. Dort wartete Burkhart Millstedt bereits mit einem schweren Wagen, der sich als Mercedes S-Klasse entpuppte. Geld schien in diesem Hause keine Mangelware zu sein.
… Sandra und Marco hatten Professor Millstedt seit dem Grillfest im Sommer nicht mehr gesehen und begrüßten ihn herzlich.
… „Also los, fahren wir“, meinte der leutselig, „ich freue mich schon darauf, wieder den Anstandswauwau für meine Frau zu spielen.“
… „Burkhart“, mahnte seine Frau laut und deutlich, aber man konnte sehen, dass sie ihm seinen Ausspruch nicht übelnahm. ‚Wahrscheinlich weiß er, wovon er redet‘, mutmaßte Marco im Stillen.
… Der Weg war nicht lang. Nach etwa zwanzig Minuten erreichten sie einen niedrigen Gebäudekomplex, der etwas abgeschieden am Rand eines Waldstücks lag. Der Parkplatz war gut beleuchtet und es waren überall Kameras zu sehen. Der Eingang war schmucklos und einfach gehalten und es gab kein Firmenschild. Ein Unbeteiligter wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich hinter diesem Eingang ein Sündenpfuhl erster Güte befand.
… Neugierig betrachteten Sandra und Marco die Umgebung. Noch nie waren sie auch nur in die Nähe eines solchen Etablissements gekommen. Derartiges kannten sie nur aus Pornofilmen.
… Als sie den Eingang erreichten, erschienen zwei Pförtner. Vermutlich hatten sie ihr Kommen über ihre Bildschirme festgestellt. Sie hatten Uniformen an und waren nicht gerade kleín gebaut. Einer der beiden war schwarz.
… „Femi“, sagte Clara zu ihm, „schön, dich zu sehen. Machst du heute Dienst an der Pforte?“
… „Frau Doktor Clara!“ Der Schwarze verzog sein Gesicht zu einem breiten Lächeln, während er ihr die Hand schüttelte. „Sie waren schon länger nicht mehr bei uns. Ja, ich muss heute bei der Security aushelfen. Willkommen, Professor Burkhart“, fügte er hinzu, um danach Sandra und Marco zu mustern.
… „Das sind Sandra und Marco Berlinghoff, meine Klienten“, erläuterte Clara.
… „Ah“, meinte Femi, „wie bereits angekündigt. Er fasste Marco bei der Hand und flüsterte ihm zu: „Frau Doktor Clara ist genial, glauben Sie mir.“
… Marco lachte ihn an: „Das wissen wir doch schon, Femi. Wo stammen Sie denn her?“
… „Ich bin vor fünf Jahren mit meiner Familie aus Nigeria gekommen. Islamistische Terroristen haben unser Dorf niedergebrannt und wir mussten fliehen. Aber hier ist alles gut.“
… Nachdem Marco sein Bedauern ausgedrückt und Femis deutsche Sprachkenntnisse gelobt hatte, wurden sie in den Club hineingeführt, bis sie in einem Bürobereich ankamen. Femi öffnete eine Tür und dann gab es eine richtig südländische Begrüßungszeremonie. Ein Mann und eine Frau, beide zwischen Mitte und Ende fünfzig, eilten auf Clara und Burkhart zu und herzten und umarmten sie.
… „Clara, mein Liebling, ihr wart schon länger nicht mehr da. Willkommen, willkommen“, rief der Mann zwischendurch und die Frau sagte: „Burkhart, schön, dass ihr wieder mal vorbeischaut.“
… Nachdem die überschwängliche Begrüßung vorbei war, sagte Clara Millstedt: „Jetzt müssen wir euch bekanntmachen. Das sind Dannika und Slavko Zeman. Sie haben diesen Club vor wieviel Jahren aufgebaut?“
… „Im Januar werden es dreißig Jahre“, half Slavko lächelnd aus, „wir haben ganz kleín angefangen und jetzt sind wir der Topanbieter weit und breit.“
… Clara fuhr fort: „Also vor dreißig Jahren. Dannika und Slavko sind die absolut Besten in der Branche.“
… „Da muss ich aber lachen“, meinte Slavko, „wissen Sie, wer die wirklich Beste ist, das ist Clara. Dannika und ich hatten massive Eheprobleme, vor zehn Jahren zirka, und Clara hat sie gelöst. Nicht wahr, moj dragi?“, wandte er sich an seine Frau.
… Dannika strahlte. Sie war eine mütterliche Erscheinung, nicht schlank, mit ausgeprägten Formen, ‚curvy‘ würde der Begriff dafür zwanzig Jahre später sein, und es war ihr anzusehen, wie sehr sie ihren Mann liebte. Und sie trug ihr Herz auf der Zunge. „Ja, das hat sie. Sie hat dir nämlich den Kopf gewaschen, Slavko. Dieses dumme Flittchen, das war doch gar nicht dein Format.“
… „Meine Liebste, ich habe ja erkannt, wie blöd ich war.“ Slavko nahm seine Frau in den Arm und drückte sie.
… „Naja“, sagte Clara nun zu Sandra und Marco, „jetzt wissen Sie praktisch alles über das Ehepaar Zeman.“
… „Entschuldigung“, sagte Slavko jetzt zu den beiden, „Clara hat uns abgelenkt, wir haben Sie noch gar nicht begrüßt. Verzeihung, das ist nicht unsere Art. Ich bin Slavko Zeman und das ist meine Frau Dannika. Wir sind vor fast vierzig Jahren mit unseren Eltern von Kroatien nach Deutschland gekommen und haben diesen Club vor dreißig Jahren gegründet. Der Club ist unser Leben und wir haben ihn immer weiter perfektioniert. Ohne in Selbstlob zu schwelgen, Kollegen kommen von weither, um unser Konzept anzuschauen. Wir werden Ihnen das noch zeigen.“
… Damit war der Weg frei für weitere südländische Herzlichkeit. Sandra und Marco wurden hintereinander von Dannika und Slavko umarmt und auf beide Wangen geküsst. „Claras Freunde sind auch unsere Freunde“, fügte Slavko dann noch hinzu.
… Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass sich aus diesem Kennenlernen eine lange erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Slavko Zemann und Marco Berlinghoff entwickeln sollte.
… An jenem Abend aber sagte Clara nun: „Habt ihr alles vorbereitet, Slavko?“
… „Aber natürlich, meine Liebe. Zuerst machen wir einen Rundgang durch unseren Club. Dann gibt es Abendessen in unserem Restaurant. Und für danach haben wir die bestellte Show vorbereitet.“
… „Welche Show denn? Was haben Sie denn mit uns vor?“ Sandra war etwas aufgeschreckt.
… „Sie können ganz beruhigt sein, meine Liebe“, erwiderte Slavko, „wir wissen genau, was wir tun. Es wird nichts geben, was gegen Claras Regeln verstößt. Sie werden schon sehen, bitte vertrauen Sie uns.“
… „Ich bin nicht sicher“, antwortete Sandra darauf, „wir waren ja noch nie in so einem Club.“
… „Wir machen Folgendes, Frau Berlinghoff. Ich hole Femi, den Sie am Eingang kennengelernt haben und stelle ihn für Sie ab. Er wird alles tun, was Sie ihm sagen, und eingreifen, bevor Ihnen etwas geschieht. Wären Sie damit einverstanden?“
… Nach wenigen Minuten erschien der Schwarze aus Nigeria. Er hatte sich umgezogen, er trug ein einfaches T-Shirt und eine Trainingshose. „Madame“, sagte er nun, „ich werde alles ausführen, was Sie anordnen. Sie befehlen, ich gehorche.“ Er lächelte breit.
… „Danke, Femi.“ Sandra musste sich erst daran gewöhnen, dass sie einen Befehlsempfänger hatte. „Ich bin noch völlig unsicher. Ich weiß nicht, ob es für mich ein Problem geben wird.“
… „Ihre Unsicherheit ist doch normal, Madame“, antwortete Femi, „man kann ja nicht wissen, was kommen wird.“
… Dann führte Slavko seine Gäste durch den Club. Der hatte eine gigantische Größe. Es waren Räumlichkeiten vorhanden für jede Art von sexuellen Vergnügungen, viele kannten Sandra und Marco von einschlägigen Filmen, die sie früher geschaut hatten.
… „Alle Räume haben Fenster zu den Gängen. Je nachdem, wie die Beteiligten es möchten, können sie von außen gesehen werden oder die Fenster von innen abdunkeln.“ Slavko Zeman erläuterte eines der wesentlichen Grundkonzepte seines Clubs. „Es ist nämlich so, dass manche Besucher einen Kick daraus entwickeln, wenn sie Zuschauer haben, deshalb dürfen sie entscheiden, wie sie das möchten. Bei allen unseren Angeboten geht immer beides.“
… Sie besichtigten nun einen großen Wellnessbereich mit mehreren Pools unterschiedlicher Größe, drei Saunen und einem Massagezentrum. „Auch hier ist jede Art von Dienstleistung möglich“, teilte Slavko mit, „Sie können eine ganz normale Massage erhalten oder eine erotische Massage oder richtigen Sex bei der Massage haben. Immer entscheidet das der Kunde, auch über das Geschlecht, ob Mann oder Frau oder Ladyboy.“
… Sandra und Marco zeigten sich schwer beeindruckt. Etwas Derartiges hatten sie bisher nicht gesehen. Ihre einzige bisher ähnliche Erfahrung, das ‚Institut für Sexualtherapie‘ war viel kleiiner, natürlich, es war auch spezialisierter. Sie blickten im Vorbeigehen in zahlreiche Zimmer unterschiedlicher Größe mit entsprechenden Einrichtungen. Tische, Betten, Sofas, Spiegel, alles in perfektem Zustand.
… „Das sind unsere einzeln buchbaren Zimmer“, erklärte Slavko Zeman, „die meisten sind um diese Uhrzeit noch frei, aber das wird sich heute Abend rasch ändern. Sie können bei uns jede nur erdenkliche sexuelle Spielart mit beliebigen Mitspielern bestellen, Partnertausch, Gangbangs, Bisex, was immer Sie wollen. Neu im Angebot haben wir einige thailändische Schwanzmädchen, äh, Verzeihung meine Damen, Transvestiten.“ Etwas betreten hatte er sich korrigiert, aber Clara lachte und erwiderte: „Tu‘ dir keinen Zwang an, Slavko. Unsere Gäste vertragen schon deutliche Ausdrücke.“
… „Die Thailänderinnen sind ziemlich gut gebucht“, erläuterte Slavko nun, „und merkwürdigerweise mehr für Männer als für Frauen. Oft genug bucht eine Ehefrau ein Schwanzmädchen, damit ihr Mann Analverkehr erhält, offenbar erregt sie das. Naja, über Geschmack lässt sich nicht streiten.“
… Sandra grinste ihren Mann an: „Der Gedanke gefällt mir. Eine hübsche Frau, die dich mit ihrem echten Schwanz in den Hintern stößt, und nicht nur mit Plastik.“
… „Untersteh‘ dich!“ Scherzhaft drohte Marco ihr mit dem Zeigefinger.
… „Spielen Sie doch einfach mal ‚Femdom‘ mit Ihrem Mann, Frau Berlinghoff“, schlug Slavko vor, doch sofort darauf merkte er Claras strafenden Blick: „Entschuldigung, ich meine natürlich, wenn Clara Ihnen das wieder erlaubt. Wir haben bereits drei junge Damen, die sich in dieser neuen Richtung gut auskennen und Paare anleiten können, wie der Mann mit Genuss zu dominieren ist. Angeblich soll das für beide sehr lustvoll sein.“
… Marco sah das Interesse und die Neugier in Sandras Augen. In den vielen Jahren ihrer Beziehung hatte er gelernt, ihr Gesicht zu lesen. Ein klein wenig beunruhigt war er nun schon und er dankte im Stillen der Therapeutin, die derartige Dinge untersagt hatte, sobald dritte Personen ins Spiel kamen. Und er erinnerte sich an ihre letzte Nacht damals im ‚Institut für Sexualtherapie‘. Da hatte er still sitzend zusehen müssen, wie Hildegard und Mailin lesbischen Sex mit seiner Frau hatten. Das war recht geil gewesen, aber es war ihm verboten worden, Hand an sich selbst zu legen, was er ohnehin recht selten tat, aber hier hätte er gerne gewichst. Danach hatte er Sandra nicht berühren dürfen, erst am nächsten Morgen, als sie das ausdrücklich erlaubte. Hildegard hatte das Ganze ‚Femdom‘ genannt, aber das schien harmlos gewesen zu sein im Gegensatz zu dem, was Slavko Zeman hier vermutlich meinte.
… „In der BDSM-Abteilung schließlich gefiel Sandra und Marco das meiste nicht. „Mir reicht es, wenn du mir mit einem Handtuch den Hintern versohlst“, lachte Sandra in Richtung ihres Mannes, „das hier ist mir zu hart.“
… „Das sollten Sie so nicht sagen, meine liebe Frau Berlinghoff“, meinte Slavko Zeman, „manches zugegebenermaßen ist intensiv und anstrengend und nicht jedermanns Sache, aber vielleicht gibt es Dinge, die Sie mal ausprobieren sollten.“
… „Stopp!“, meldete sich nun Clara Millstedt. „Nicht schon wieder, Slavko! Deshalb sind wir nicht hier!“
… „Entschuldigen Sie bitte.“ Slavko war zerknirscht. „Ich habe mich schon wieder hinreißen lassen, Ihnen etwas vorzuschlagen, was Sie im Moment nicht dürfen.“
… „Sie müssen sich nicht entschuldigen, Herr Zeman“, meinte Marco, „Sandra und ich haben uns als Ehepaar wiedergefunden und wir wissen, dass wir nichts tun, was Claras Anweisungen widersprechen würde. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es Ihnen vor Jahren ähnlich ergangen. Und ich nehme an, dass Sie Claras Regeln auch heute noch befolgen, habe ich Recht?“
… Slavko Zeman lachte laut: „Und ob Sie Recht haben. Wissen Sie, Herr Berlinghoff, ich liebe meine Frau sehr und es gibt nichts, was ich nicht für sie tun würde. Und Dannika achtet genau auf Claras Regeln. Wehe mir, wenn ich da ausbüchsen würde.“
… Jetzt kamen sie noch an einigen großen Räumen vorbei, von denen nur einer besichtigt werden konnte. Die anderen waren gerade in Verwendung, wie Slavko erklärte. Diese Räume würden meist für größere Veranstaltungen gebucht, die oft auch ohne sexuellen Hintergrund waren, Firmenfeiern zum Beispiel. Aber man konnte natürlich auch andere Events abhalten, einen Junggesellenabschied mit mehreren Stripperinnen oder einen Kegelvereinsabend mit einigen Damen, die für Gangbangs zur Verfügung stehen sollten.
… Zu guter Letzt führte der Clubbesitzer sie noch in den Verwaltungstrakt. Er zeigte ihnen kurz die Aufenthaltsräume des Personals und die Büros, wo Buchhaltung und Eventmanagement saßen. Dann kam ihnen plötzlich eine junge Dame entgegen. Sie hatte kurgeschnittenes schwarzes Jahr in einem eher dunkel geschminkten Gesicht. Ihr Outfit war schwarz und extrem knapp. Das Oberteil, das sie trug, umschmiegte ihre Brüste, deren obere Hälften gut zu sehen waren. Das Unterteil war ein Mini, der ihr gerade über den Hintern reichte. Sie hatte schwarzglänzende Strümpfe und flache schwarze Schuhe an. Ihre Fingernägel waren in Rotschwarz gehalten, wie Marco sofort erkannte und das gefiel ihm.
… „Das ist die Seele unseres Hauses, Miriam Gerber“, stellte Slavko Zeman seine Mitarbeiterin vor, „Miriam leitet unsere Organisation. Eigentlich ist sie für alles zuständig. Sie hat unser vollständiges Vertrauen und sie wird Ihnen beim Abendessen Gesellschaft leisten. Sie können sie alles fragen.“
… Miriam wusste bereits Bescheid, wer ihre Gäste waren. „Zuerst schauen wir uns das Herz unseres Clubs an, dann werden wir ins Restaurant gehen“, sagte sie nach der Begrüßung und führte sie in einen großen Raum mit vielen Bildschirmen. Vor jeweils zweien saß eine Person und beobachtete genau, was darauf passierte.
… „Das ist die Sicherheitszentrale. Wir zeigen diesen Raum gern her. Besonders Neukunden und Eventmanager schätzen das sehr. Wir überwachen von hier jedes Zimmer und alle Gangbereiche in unserem Club. Und daher können wir sofort einschreiten, wenn irgendetwas passiert, was nicht gewünscht ist.“
… Marco zeigte sich sehr interessiert: „Wie darf ich mir das vorstellen? Wie schreiten Sie denn ein?“
… „Wir investieren hier sehr viel an Zeit und Kraft. Wir nehmen jeden Neukunden in unsere Datenbank auf und erfassen seine oder ihre Neigungen und Tabus. Diese können sich natürlich im Laufe der Zeit ändern. Unser Einschreiten ist davon abhängig, was der Kunde als geeignete Maßnahme angegeben hat. Wir haben ein absolut zuverlässiges Sicherheitssystem. In jedem unserer Räumlichkeiten befinden sich Alarmknöpfe in unmittelbarer Nähe der handelnden Personen, im BDSM-Bereich auch Gummibällchen in deren Händen, die ihr Signal über Funk senden. Außerdem können Codewörter vereinbart werden, die von Mikrofonen in die Zentrale übertragen werden und Alarm auslösen. Zusätzlich werden alle Räume, wie Sie hier sehen, visuell überwacht, als zusätzliche Sicherheit, falls der Alarm aus irgendeinem Grund nicht ausgelöst wird.
… Wenn irgendwo eine Grenze überschritten wird, ein Sicherheitswort nicht beachtet wird oder irgendein Übergriff erkannt wird, ergeht Meldung an den Einsatzraum, unabhängig davon, ob der Alarmknopf gedrückt wurde. Dort warten unsere Securityteams darauf, einzuschreiten. Glauben Sie mir, auftretende Probleme sind schnell gelöst, oft durch Verweis aus dem Club.
… Zusätzlich hat der Kunde natürlich jederzeit die Möglichkeit, abzubrechen oder seine Wünsche zu ändern. Falls es Mitspieler gibt, die sich nicht daran halten, rückt ebenfalls ein Team aus und sorgt für Ordnung. Schutz und Sicherheit unserer Kunden sind oberstes Gebot bei uns. Sie können sich bei ihren Aktivitäten ganz fallen lassen, weil wir im Fall des Falles sofort eingreifen.“
… Sandra drehte sich zu Femi, ihrem Betreuer, um, der sich immer dicht hinter ihr hielt: „Sind Sie da auch manchmal im Einsatz, Femi?“
… „Natürlich, Madame, fast jeder hier im Club hat mehr als einen Job. Normalerweise kann man mich jedoch für Sexspiele buchen. Aber bitte, Madame, Sie müssen nicht ‚Sie‘ sagen, duzen Sie mich doch bitte wie alle hier.“
… „Gern, Femi. Also man kann dich für Sex buchen?“ Mit Interesse betrachtete sie seinen muskulösen Körper.
… „Ja, das kann man, Madame“, lächelte Femi und seine weißen Zähne blitzten.
… Sandra riss sich von seinem Anblick los und stellte sich dicht neben ihren Mann, der sofort seinen Arm um sie legte. Zu ihm sagte sie jetzt in beruhigendem Tonfall: „Entschuldige Marco, Femi gefällt mir zwar, aber ich hole mir nur Appetit. Gegessen wird nur bei dir.“
… „Ach Sandra“, musste Marco lachen, „ich weiß doch, dass du unverbesserlich bist. Ich kann mir schon vorstellen, dass Femi dir gefällt. Aber ich weiß auch, dass du nicht vergessen wirst, wohin du gehörst, meine Liebste.“
… Das Ergebnis war, dass er von Sandra zärtlich geküsst wurde und von ihr ins Ohr geflüstert bekam, dass sie ihn sehr liebe und niemals verunsichern wolle.
… Die Psychotherapeutin Clara Millstedt hatte die beiden sehr aufmerksam beobachtet und nickte jetzt zufrieden. Offensichtlich hatte Sandra wieder eine Probe bestanden.
… Auch Miriam Gerber hatte still gelauscht, jetzt übernahm sie wieder die Führung und zeigte ihnen noch das hauseigene Filmstudio. Der Raum war gespickt mit Technik und in der Mitte befand sich eine kreisrunde, mit Samt ausgeschlagene Scheibe.
… „Wir drehen hier beliebige Filme, meist natürlich im Erotik- oder Pornogenre. Das Studio wird laufend von kleíneren Produzenten gebucht, die sich kein eigenes leisten können. Aber auch Kunden können hier ihre Wünsche in Auftrag geben, auch mit ihnen selbst als Darsteller. Heute wurde ein Film gedreht, auf dem sich die Schauspieler auf dieser roten Scheibe vergnügten, die sich drehte. Man nennt das ein ‚Liebeskarussel‘.“
… Nachdem sie nun durch alle Abteilungen gekommen waren, lotste Miriam ihre Gäste in das clubeigene Restaurant. Dort bekamen sie ein ausgezeichnetes Abendessen, dass von sehr leicht bekleideten Kellnerinnen serviert wurde. Miriam hatte sie vorher gefragt, ob sie lieber männliche Bedienung hätten, aber das hatten sie verneint. Zu trinken gab es nur Wasser und Saft, denn Clara hatte vorher daran erinnert, was sie ihnen zu Alkohol und Hemmschwelle erläutert hatte.
… Miriam erzählte in kurzen Worten ihren Lebenslauf. Als Studentin der IT-Sicherheit hatte sie sechs Jahre zuvor im Club als Animiermädchen begonnen, um ihr karges Geld aufzubessern, welches sie von ihren Eltern für das Studium bekam. Sie war schnell vielfältig eingesetzt worden, im Prinzip war sie eine Sexarbeiterin, die man umfassend für alle Spielarten einsetzen konnte. Dann hatte sie sich der Technik des Clubs angenommen, hatte viele Ideen und war immer mehr zur Vertrauensperson des Eigentümerpaars geworden. Jetzt leitete sie die Organisation des gesamten Clubs und fast alles lief über ihren Tisch. Vor allem das ausgeklügelte Sicherheitskonzept war ihrer Feder entsprungen, ebenso das Filmstudio, das erheblich zum Finanzgewinn des Clubs beitrug.
… „Wow, das ist ja genial, wie sind Sie denn eigentlich? Darf ich Sie das fragen, wenn es nicht zu unhöflich erscheint?“ Marco war enorm beeindruckt.
… „Natürlich dürfen Sie! Ich war dieses Jahr fünfundzwanzig. Normalerweise müsste ich mit meinem Studium bereits fertig sein, aber das war bei all dieser Arbeit hier nicht möglich. Ich hoffe, ich schaffe es überhaupt mal irgendwann.“ Sie lachte und ihr Lachen klang glockenhell.
… Marco war von dieser jungen Frau sehr fasziniert. Sie war nicht wirklich schön zu nennen, aber irgendwie attraktiv. Es war ihm natürlich klar, warum sie ziemlich stark geschminkt war, das gehörte hier im Club zum Ambiente. Aber was ihn wirklich anzog, war ihre Intelligenz und ihre Souveränität, mit der sie auftrat, jung, wie sie war. Und sie war ähnlich in Organisation und Projektarbeit tätig wie er.
… Er wusste nicht, dass die Therapeutin das vorausgesehen hatte, sie kannte Miriam ja. Ihr Aufeinandertreffen war also kein Zufall, wie er erst später am Abend erkennen würde. Und Miriam hatte den Auftrag, für ihn eine Show abzuziehen und ihn zu verführen, aber auch darauf würde er erst später kommen.
… „Sie plauderten noch eine Weile, dann war das Abendessen zu Ende. „Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen noch die IT-Steuerung, Herr Berlinghoff“, sagte Miriam zu Marco.
… „Die würde mich schon interessieren, aber was ist mit Ihnen, Clara?“
… „Die kennen wir schon, Marco“, antwortete diese, „ich schlage vor, Sie lassen sich von Miriam die IT zeigen. Wir gehen schon mal und schauen uns einen speziellen Raum an. Also kommen Sie, Sandra.“
… Femi, der sie zu Beginn des Abendessens allein gelassen hatte, tauchte wieder auf und stellte sich hinter Sandra auf. Diese begann, seine Anwesenheit als Beruhigung zu empfinden. „Femi, du bleibst doch jetzt bei mir?“
… „Selbstverständlich, Madame. Ich wollte Sie nur in Ruhe essen lassen. Ich folge Ihnen wie ein Schatten und passe auf Sie auf.“
… Clara und Burkhard waren bereits vorausgegangen und zufrieden folgte Sandra den beiden mit Femi im Schlepptau. Marco und Miriam waren bereits verschwunden.
… Auf ihrem Weg mussten sie durch einige Gänge und begegneten einer Reihe von Leuten. Zweimal wurde versucht, an Sandras Körper zu grapschen, aber Femi war schneller und verhinderte das. Clara führte sie in ein Zimmer, in welchem nur ein mit weichem Samt bezogener Tisch stand. „Es gibt nun eine kleíne Show für Sie, Sandra“, sagte sie, „Femi wird hier bei Ihnen bleiben und sofort dazwischentreten, wenn Sie etwas nicht wollen. Nehmen Sie das rote Bällchen, das hier auf dem Tisch liegt, in Ihre Hand. Es ist der Alarm, wenn Sie abbrechen wollen. Haben Sie alles verstanden?“
… Sandra nickte und sagte: „Wollen Sie weggehen, Clara?“
… „Ja, meine Liebe. Ich gehe in die Sicherheitszentrale, da habe ich ein Auge auf Sie und auf Marco. Burkhart wird Sie vom Gang durch das Fenster beobachten.“
… „Ist gut“, meinte Sandra, „bitte passen Sie auf Marco auf. Miriam scheint ihm sehr gefallen zu haben.“
… „Natürlich, Sandra.“ Clara lächelte ihr gewinnendes Lächeln, dann ging sie zusammen mit ihrem Mann hinaus.
… In der Zwischenzeit hatte Miriam ihren Gast in den Serverraum geführt. Es war mittlerweile späterer Abend geworden und die Gänge waren dementsprechend frequentiert. Es gab nicht wenige Voyeure, die vor den Fenstern standen, durch die man in das Innere diverser Räume blicken konnte.
… Der Serverraum sah aus wie in jedem Unternehmen. Deshalb waren sie nach wenigen Minuten fertig und Miriam nahm ihn nun bei der Hand und ging mit ihm etwa zwanzig Meter den Gang entlang. Sie öffnete eine Tür und ließ ihn eintreten. „Das ist das ‚Gelbe Zimmer‘“, sagte sie zu ihm.
… Marco sah sich um. Tatsächlich, das Zimmer trug seinen Namen zu Recht. Tisch und Stühle waren mit gelbem Samt ausgestattet und die Wände schimmerten hellgelb. „Was machen wir denn hier?“
… Miriam lächelte ihn an. Er musste zugeben, dass er sie wirklich attraktiv fand. Und als sie jetzt begann, ihre ohnehin knappe, aufreizende Kleidung auszuziehen und sich ihm schließlich nackt bis auf Strümpfe und Schuhe präsentierte, musste er schlucken. Sie war schlank und nahtlos gebräunt, alle Formen saßen an der richtigen Stelle und ihr schwarzes Schamhaar war sauber gestutzt und ausrasiert. Das Mädchen gefiel ihm außerordentlich, musste er sich eingestehen, trotz der starken Schminke, die er nicht so sehr mochte.
… Sie kam jetzt auf ihn zu und setzte sich vor ihm auf ihre Fersen. Mit geübten Händen öffnete sie den Reißverschluss seiner Hose.
… Aber Marco riss sich selbst aus seiner Versonnenheit, mit der er sie betrachtet hatte. Das Bild seiner Frau tauchte vor seinem geistigen Auge auf. „Nein, Miriam, es tut mir leid, das geht nicht, ich kann das nicht.“ Er zuckte zurück und drückte ihre Hände weg von seinem Schritt, der schon deutliche Anzeichen erkennen ließ, was sich in der Hose verbarg.
… Er wusste nicht, dass Clara Millstedt sie von der Zentrale aus beobachtete und alles, was er tat, zudem mit einer Filmkamera aufgezeichnet wurde.
… „Magst du mich nicht? Bin ich dir nicht attraktiv genug?“, fragte Miriam leise und schien sehr betroffen zu sein.
… „Nein, nein, bitte nicht enttäuscht sein“, Marco wand sich vor Verlegenheit, „du bist eine tolle Frau, Miriam, aber ich darf nicht. Wir sind bei Doktor Millstedt in Behandlung und sie hat das verboten. Und außerdem kann ich nicht, denn ich will meine Frau nicht betrügen. Sie liebt mich sehr und wäre unglaublich enttäuscht. Das kann ich ihr niemals antun.“
… Miriam stand auf und sagte längere Zeit nichts. Sie lächelte ganz leicht und sah ihn nur an. Schließlich kam sie zu ihm, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn auf die Wange.
… „Dieser Kuss ist laut Clara erlaubt“, sagte sie zu ihm, „du gefällst mir, Marco, und gerne würde ich mit dir ficken. Deine Frau kann sich glücklich schätzen, jemanden wie dich zu haben. Komm‘, wir gehen zu Clara in die Zentrale.“
… Rasch zog sie sich wieder an, dann nahm sie ihn bei der Hand, das war ja laut der Therapeutin auch nicht verboten, und so marschierten sie durch reichlich belebte Gänge bis zur Sicherheitszentrale. Dort verabschiedete sich Miriam von ihm und verschwand.
… Marco erspähte Clara und trat zu ihr. Sie blickte auf zwei Schirme vor ihr. Auf dem einen sah man das jetzt leere ‚Gelbe Zimmer‘.
… Marco dämmerte es: „Sie haben alles gesehen und Sie haben es eingefädelt, stimmt’s, Clara?“
… Sie lachte ihn an: „Genauso ist es. Wieder einmal eine meiner unkonventionellen Methoden, für die ich theoretisch meine Zulassung verlieren könnte. Aber, mein Lieber, Sie haben der Versuchung widerstanden. Mir war im Vorhinein schon klar, dass Sie Miriam faszinierend finden würden, obwohl sie, nun ja, einen etwas anrüchigen Nebenjob hat. Ich kenne Miriam schon lange und habe sie für den heutigen Abend engagiert. Wir haben auch einen Film gemacht und den werden wir zusammen mit Sandra durchsprechen.“
… Sandra! „Wo ist denn eigentlich meine Frau?“, äußerte sich Marco besorgt, „ich hab’ total auf sie vergessen.“
… Statt einer Antwort wies Clara auf den zweiten Bildschirm, den sie vor sich hatte. Marco schaute genau hin und gewahrte Sandra, stehend, aber mit ihren Händen auf einen Tisch gestützt. Mit zwei Fingern und dem Daumen ihrer Rechten hielt sie ein rotes Bällchen. Hinter ihr stand Femi, ihr Aufpasser und verfolgte aufmerksam, was sich vor Sandra abspielte. Dort, hinter dem Tisch, hatten sich fünf nackte Männer aufgestellt, vier weiße und ein schwarzer. Ihre Pimmel waren steif, einige blickten kerzengerade nach vorne, andere waren nach oben gekrümmt. Gerade eben wurden zwei von ihren Besitzern gerubbelt, offenbar um ihre Steifheit zu erhalten.
… Marco beobachtete seine Frau ganz genau. Er sah, wie sie mit sich kämpfte. Ihre Hände zuckten auf der Tischplatte, ihre Finger krampften sich um das rote Bällchen, aber sie drückte nicht darauf. Es war ihm schon klar, was sie gerne machen würde, er erinnerte sich an den Gangbang im ‚Institut für Sexualtherapie‘, den er damals eingefädelt hatte. Da hatte Sandra sich zunächst mit allen Pimmeln beschäftigt, bevor der Gangbang losgegangen war.
… „Warum nimmt Femi sie da nicht raus?“, wandte Marco sich an die Therapeutin.
… „Dazu hat er keinen Auftrag. Er wird nur tätig, wenn etwas gegen Sandras Willen geschieht.“
… „Ja, aber was ist, wenn sie schwach wird und sich auf diese Schwänze einlässt?“
… „Ich glaube nicht, dass sie das tun wird“, meinte Clara, „ihre Hemmschwelle wird das aushalten.“
… „Sie glauben?“, schnaubte Marco, „aber Sie wissen es nicht!“
… „Das stimmt, Marco, niemand kann wissen, was in Zukunft passiert. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Sandra widerstehen wird.“
… „Schön, dass Sie das so sehen, Clara, das mag ja sein. Aber ich muss ihr helfen, ich muss zu ihr. Bitte zeigen Sie mir den Weg.“
… „Also gut.“ Blitzschnell schien Clara zu der Erkenntnis gekommen zu sein, dass diese Vorgehensweise besser sein würde. Sie ging mit raschen Schritten die Gänge entlang, denn Marco trieb sie zur Eile an. Dann blieb sie vor einer Tür stehen. Marco erkannte Burkhart, der einige Meter daneben vor dem Fenster stand und grüßend seine Hand hob.
… Marco öffnete die Tür und stürmte hinein. „Sandra, meine Liebste“, schrie er, „mach‘ das nicht.“
… Sandra stand immer noch genauso da, wie er sie auf dem Monitor gesehen hatte. Sie weidete sich am Anblick der schönen Schwänze, aber sie hatte sich trotz mehrfacher Lockrufe der Männer nicht gerührt. Sie schien sich selbst im Griff behalten zu können, so sah es zumindest aus.
… Ihr Aufpasser Femi stand ganz still hinter ihr. Weder Sandra noch Marco wussten allerdings, dass er strikte Order hatte, auch dann einzugreifen, wenn Sandra von sich aus mit den Männern sexuelle Handlungen beginnen wollte. Die Psychotherapeutin wollte kein Risiko eingehen, ihre Vorgaben waren für alle Beteiligten glasklar.
… Gerade hatte Sandra ihr Schwanzfaible besiegt und wollte Femi bitten, sie hinauszuführen, als Marco hereinstürmte. Er stürzte auf sie zu und nahm sie in seine Arme.
… Sandra hatte ihn schreien gehört. Glücklich presste sie sich an ihn: „Marco, mein Geliebter, nur ruhig. Natürlich mache ich mit diesen Schwänzen nichts. Du weißt doch, dass ich nur dich liebe.“
… Als Marco erkannte, dass seine Frau von sich aus widerstanden hatte und er gar nicht hätte eingreifen müssen, war er sehr froh.
… „Ich bin so glücklich“, sagte er zu ihr, die Erleichterung war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, „du hast es ganz allein geschafft. Ich habe an dir gezweifelt und wollte dir zu Hilfe eilen, aber das wäre gar nicht nötig gewesen.“
… „Natürlich war das notwendig“, lachte sie, „ich brauche dich doch. Diese Pimmel haben mich ganz schön angeheizt.“ Sie wandte sich an die fünf Männer, die immer noch an derselben Stelle standen. Sie taten dasselbe wie die ganze Zeit. Sie standen mit steifem Schwanz da und wenn einer schlapp zu werden drohte, wichste sein Besitzer ihn wieder hoch. Genau das war nämlich ihr Auftrag und dafür wurden sie bezahlt.
… „Also Männer“, sagte sie nun zu ihnen, „ihr habt wirklich schöne Schwänze, kommt näher zum Tisch, hierher auf die andere Seite. Ich möchte zusehen, wie ihr euch wichst, während mein Mann mich fickt.“
… Marco drehte sich um und suchte Claras Blick. Er sah sie lächeln und ihm aufmunternd zunicken. Also war Sandras Wunsch okay. Wieder einmal war er überrascht, was seiner geliebten Frau in ihrer Experimentierfreude so alles einfiel, aber sie wollte ja ihn, nur ihn, und deshalb würde er kein Problem damit haben, willig mitzumachen.
… „Sandra zog ihre Hosen aus und kniete sich nun auf allen Vieren auf den Tisch, und zwar so, dass sie die fünf Pimmel genau beobachten konnte. Femi stellte sich rechts daneben. Das irritierte Marco etwas, aber damit musste er sich wohl abfinden, schließlich würde Femi auf Sandra aufpassen, bis sie den Club verließen.
… Also versuchte er, den Schwarzen auszublenden, während er nun ebenfalls seine Hosen fallen ließ, auf den Tisch kletterte und sich hinter seine Frau kniete. Sein Pimmel war hart und Sandras Pussy nass. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen ehelichen Fick waren also gegeben, schoss es ihm durch den Kopf. Er ließ sie ihre Knie etwas zusammenrücken, wodurch ihr Eingang etwas nach oben kam, genau passend für seine wippende Latte, die er nun genussvoll in sie hineingleiten ließ, ganz sanft, im Hinterkopf daran denkend, dass er sie normalerweise erst ein wenig gewöhnen musste.
… Sandra stieß einen grunzenden Laut aus, als sie ihren Mann intensiv an ihrem Fotzeneingang spürte. „Ja, mein Geliebter, mach‘ es mir“, rief sie, „ach, wie ich dich liebe.“ Sie versuchte, ihm entgegenzuwippen, aber sie fand vor Aufregung seinen Rhythmus nicht.
… „Lass‘, Sandra“, sagte Marco darauf, „bleib‘ ruhig. Genieße einfach, wie ich’s dir besorge.“
… ‚Die Situation ist ziemlich grotesk‘, meinte er nun in seinen Gedanken. Da fickte er seine Frau, während ihr schwarzer Bewacher zusah und weitere fünf Männer ebenso und dabei ihre steifen Pimmel wichsten. Und wer weiß, wie viele weitere Personen in der Sicherheitszentrale des Clubs ihre Tätigkeit auf jenem Monitor verfolgten, auf den er kurze Zeit zuvor selbst noch gestarrt hatte.
… Aber letztendlich war es egal, wie viele Personen zusahen. Und genaugenommen war der Gedanke ziemlich erregend, sich vorzustellen, wie sie beobachtet wurden. Wahrscheinlich gab es darunter Männer, die ihn um seine attraktive und experimentierfreudige Frau beneideten, und das gefiel ihm ungemein. Und die fünf Schwänze knapp vor ihnen waren schon ein geiler Anblick. Er sah hinunter auf seinen Penis, der in kurzen Abständen voll in Sandras Fickkanal verschwand, bevor er wieder fast ganz herausgezogen wurde. Genau das ließ seine Eichel intensiv an ihrem Eingang reiben und das war der unglaubliche Genuss, den beide verspürten.
… „Jetzt … fick fester … ja, jetzt … bitte …“ Sandra stammelte vor Erregung. Sie würde später erzählen, wie stark ihre Gefühle gewesen waren. Ihr Höhepunkt, der sie jetzt erfasste, lief in Wellen durch ihren Körper, dann gaben ihre Arme nach und ihr Oberkörper sackte auf den Tisch.
… Zärtlich legte sich Marco über sie. Dabei achtete er darauf, sich mit den Armen abzustützen, damit sein Gewicht nicht auf ihr lastete. Er küsste ihren Nacken und ihr Gesicht, soweit er dieses von hinten erreichen konnte, und sie begann zu schnurren wie eine Katze.
… Plötzlich fiel ihr ein, dass er noch nicht gekommen war. Als sie Anstalten machte, entsprechend tätig zu werden, unterband er das. „Wir holen das zuhause nach, versprochen. Lass‘ uns jetzt gehen.“
… Ihr Besuch im Club war zu Ende und sie wurden vom Ehepaar Zeman und Miriam Gerber gebührend verabschiedet. Burkhart Millstedt fuhr sie zurück und ihr Sharan brachte sie zu ihrem Haus. Alexander und Valentina schliefen tief und fest, allerdings in ihrem Ehebett. Das Au-pair-Mädchen zog sich nun ins Gästezimmer zurück und Sandra und Marco überlegten kurz. Dann entschieden sie sich für Alexanders Zimmer. Dort sorgte Sandra in der nächsten halben Stunde, dass ihr Ehemann auch noch ordentlich auf seine Kosten kam.

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6 Kommentare
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Jemand
Gast
Jemand
1 year ago

Ich lese die Geschichte weiterhin sehr gerne.

Niemand
Gast
Niemand
1 year ago

zusammenfantasierten Schwachsinn, auch in anatomischer Hinsicht! Noch dazu voller Deutschfehler, Grammatik, Satzzeichen, alles,

Hitsch
Gast
Hitsch
1 year ago
Reply to  BM_Kanzler

Niemand hält euren wunderbaren korrekt geschriebener Bericht als einen “zusammenfantasierten Schwachsinn”, ausser eben, “Niemand” selbst..
Ganz herzlichen Dank Sandra und Marco.

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