Kleine Lügen – große Wirkung (Teil 2)

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Lügen – große Wirkung (Teil 2)

„Bis morgen.“
Ich steckte mein Handy in meine Tasche und versuchte, das Spiel zu genießen, zu dem mich Marc, mein bester Freund, mitgenommen hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben sollte ich ein Fußballspiel sehen, doch mein Kopf war in Europa. Ich hatte einen tollen Mann kennen gelernt und ich fühlte mich trotzdem nicht sehr gut. Schauspielerin, hatte ich gesagt. Im Grunde stimmte das ja sogar in gewisser Weise, aber welcher Mann würde einen Star der Pornobranche zur Freundin haben wollen? Die Schlagzeilen wären eindeutig und der Druck, den ich auf seine Schultern laden würde, wäre unglaublich enorm. Ich hatte Marc von meinem Treffen mit Mario erzählt und er riet mir das, was ich im Grunde selbst schon wusste. „Sag es ihm einfach, dann geht es dir besser. Wenn er dich trotzdem will, dann wird er es akzeptieren. Wenn nicht, ist er deine Zeit nicht wert.“
Ich wusste, dass er Recht hatte, doch ich hatte Angst davor. Ich konnte ihn nicht einfach anrufen und es ihm von Angesicht zu Angesicht sagen, denn inzwischen war er wieder zurück in Deutschland und stand wieder vor der Kamera. Auch er war Schauspieler und so ein toller Mensch würde vermutlich niemals einen Pornostar an seiner Seite akzeptieren. Mir drehte sich der Magen um, als ich mir vorstellte, dass Mario zufällig im Netz einen Film mit mir entdecken würde. Das wäre wohl der Moment, in dem ich ihn verlieren würde und mir graute davor. Doch Marc wusste, wie er mich auf andere Gedanken bringen konnte, deshalb schenkte er mir dieses Ticket. Er liebte diesen Sport und wusste alles darüber, er kannte jeden Spieler und seiner Einschätzung konnte man blind vertrauen.
Es war seine Idee, meine neue Bekanntschaft mit Wissen zu beeindrucken und das es sehr hilfreich war, sein Wissen mit mir zu teilen. Das würde mir auch bei Mario wohl einige Vorteile bringen. „Männer mögen Frauen, die sich im Fußball auskennen, auch die deutschen Jungs. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie gegen Italien verloren haben…“ Ich hatte eine ungefähre Ahnung, wovon Marc sprach. Alle ist er für gute 4 Wochen kaum ansprechbar, dieses Jahr war Europameisterschaft und er hatte keine Sekunde verpasst. Ich malte mir meinen inzwischen größten Wunsch aus: Mit Mario zusammen in ein Stadion zu gehen für ein Spiel, doch das würde ich mir abschminken können, sobald er die Wahrheit kannte. Das war mein Los im Leben, ich konnte den Männern nicht mal einen Vorwurf machen. Ich wusste, dass mein Beruf nicht einfach zu akzeptieren sein würde und ich machte mir keine Illusionen, dass es bei Mario etwas Anderes sein würde, auch, wenn ich es mir wünschte. Die Rufe des Stadionsprechers rissen mich aus meinen Gedanken, beide Mannschaften waren inzwischen auf dem Feld und stellten sich auf, während die Kameraleute auf dem Feld einen nach dem anderen abschritten und der Stadionsprecher lautstark die Aufstellung verkündete.
„Mit der Nummer 7 – CRISTIANOOOOO!“
Das ganze Stadion schrie seinen Namen, Marc war sein wohl größter Fan, er hatte mich auch überredet, mir vor dem Stadion noch ein Trikot zu besorgen. Ich hatte mich jedoch für die Nummer 8 entschieden, denn er war laut Marc wohl der einzige Spieler der Welt, der Cristiano wohl je übertrumpfen könnte. Im Sport kennt er sich aus, doch ich hörte nur auf einem Ohr zu. Vielleicht wollte ich dieses Trikot auch nur aus sentimentalen Gründen, denn der Spieler hieß Mario.
„Mit der Nummer 8 – MARIOOOOO!“
Ich sah auf die große Leinwand, als ich diesen Namen hörte und traute meinen Augen nicht. Das war nicht möglich, das konnte nicht sein. Ich musste träumen. Ich suchte das Spielfeld ab, suchte die Kamera und blieb bei dem Spieler mit der 8 auf dem Rücken hängen. Er trug seinen Namen, das wusste ich ja bereits. Gut, es gibt viele Männer auf diesem Planeten, die diesen Namen trugen. Als hatte ich sogar auch mit Mario gespielt, doch Super Mario war eine andere Hausnummer. Dieser Mario war real und stand dort unten, auch seine Größe und seine Figur schien ähnlich zu sein, doch auf die Entfernung konnte ich sein Gesicht nicht genau erkennen. Zugegeben, ich sah ihn seit 2 Wochen quasi überall, in jeder Fernsehserie, in der U-Bahn, auf der Straße, beim Einkaufen und keiner von diesen Jungs sah ihm auf den zweiten Blick auch nur ähnlich. Ich fürchtete schon fast, dass ich kurz davor war, endgültig durchzudrehen. Marc bemerkte meine Unruhe und ich erzählte ihm, dass ich Mario überall sehen würde, doch er grinste nur breit. „Dich hat es ja richtig erwischt, Süße. Vielleicht solltest du dir mal überlegen, einen kleinen Trip nach Europa zu unternehmen und ihn zu überraschen. Er war in deiner Stadt, jetzt solltest du mal in seine Stadt gehen. Wäre doch nur fair, oder? Und dabei weißt du auch genau, was du ihm sagen musst. Wenn nicht, trete ich dir persönlich in deinen kleinen, süßen Knackarsch.“
Er hatte Recht – wie immer – aber ich wusste nicht mal, in welcher Stadt er eigentlich lebte. Ich kannte genau zwei Städte in Deutschland. München, wegen dem Oktoberfest und Berlin, die Hauptstadt. Im Grunde genommen wusste ich gar nichts über Deutschland, nur Marc kannte sich wie üblich bestens aus. Er war immer für mich da und unterstützte mich, wo er nur konnte. Ich kannte ihn bereits von klein auf und er war einer der wenigen Freunde, die zu mir hielten, als ich mich für eine Arbeit in der Pornoindustrie entschieden hatte und ich war an seiner Seite, als er sich vor seinen Freunden und seiner Familie geoutet hatte. Vermutlich machte uns das unzertrennlich und ich war froh, als er endlich den Mann an seiner Seite gefunden hatte. Als er mich gefragt hatte, ob ich seine Trauzeugin sein wollte, habe ich ohne zu zögern eingewilligt und erlebte den schönsten Tag seines Lebens mit genau so großer Freude wie er. Vielleicht würde ich mir zu viele Gedanken machen, vielleicht wäre Mario genau so tolerant und loyal mir gegenüber, wie Marc es immer war. Vielleicht ist er „der Eine“ für mich. Die Idee mit dem Besuch bei Mario war vielleicht gar keine so schlechte Idee und ich wollte heute Abend noch ein paar Infos über Deutschland einsammeln. „Männer mögen Frauen, die sich auskennen“, das musste hier doch auch gelten.
Doch nun erst einmal wollte ich dieses Spiel genießen und ich sah die Madrilienen im Angriff über die rechte Seite. „Los, Cristiano! Jetzt eine gute Flanke, dann knallt‘ s.“ flüsterte Marc gespannt vor sich hin und es kam genau so, wie er es vorhergesagt hatte. Der Ball flog in den Strafraum auf – natürlich – meinen Spieler mit der Nummer 8. Er sprintete auf das Tor zu, sprang hoch, wuchtete seinen Kopf dem Ball entgegen und – TOR!
Alle um mich herum sprangen auf, streckten die Fäuste in die Luft und jubelten, auch Marc war aufgesprungen und umarmte mich. „Der Kerl ist so unfassbar gut. Merk dir seinen Namen, der wird einer der Besten werden, die dieser Planet je gesehen hat.“
Ich sah auf das Feld, wo der Torschütze von seinen Mitspielern abgeklatscht und gefeiert wurde. Sein Treffer lief bereits auf der Leinwand, doch die Grafik, die danach eingeblendet wurde, verschlug mir endgültig den Atem. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Er war es. Ich erstarrte und starrte die Leinwand an. Marc grinste breit, nahm einen großen Schluck von seinem Bier und streckte den Kopf zu mir, er würdigte der Anzeigetafel nur einen kurzen Blick. „Hochverdient, das erste Mal, dass sie durchgekommen sind und dann gleich ausgenutzt. Eine absolute Spitzenmannschaft eben.“ analysierte er nüchtern und nahm wieder Platz. Ich fühlte, wie meine Beine weich wurden und ich sank auf meinen Stuhl nieder. Immer noch den Blick auf die Anzeigetafel gerichtet, die jetzt wieder den Spielstand und die gespielte Zeit anzeigte. Erst eine Hand vor meinem Gesicht brachte mich zurück in die Wirklichkeit. „Erde an Hannah! HALLO! Was ist denn mit dir los, hast du n Geist gesehen?“ Ich suchte wortlos das Spielfeld mit meinen Augen ab und fand ihn schließlich. Es war nicht zu glauben, er war es tatsächlich. „Ist was passiert?“ fragte Marc mich mit ernster Stimme, doch ich konnte meine Augen nicht von Mario abwenden und holte wortlos mein Handy aus meiner Tasche. „Er ist es. Da. Mario.“ Marc sah auf das Feld und grinste: „Ja, der spielt mit. Sogar schon seit 20 Minuten, Hannah. Hat gerade die Führung geköpft, hast du das jetzt erst gemerkt?“ Ich wandte meinen Blick auf mein Handy, öffnete die Bilder und hielt es Marc hin, bevor ich wieder meine Augen auf Mario wendete. „Er ist es, Marc. Mario ist der Mann, den ich kennen gelernt habe. Er ist es.“ sagte ich ihm mit fester Stimme, fast schon kühl, denn in mir war alles wie eingefroren. Ich starrte ihm nach und Marc sah sich die Bilder von ihm und mir an. Er glaubte an einen Zufall, eine Ähnlichkeit, doch je mehr Bilder er von uns sah, desto überzeugte war er. Auch er hatte inzwischen keine Zweifel mehr und er starrte mich an. „Ich glaub es nicht. Du hast was mit einem der besten Spieler der Welt und sagst mir nix?!“ Marc hatte große Augen und war glücklich wie ein , welches zum ersten Mal alleine im Spielwarenladen war. Er suchte direkt nach Mario und hielt mir sein Social-Media-Konto unter die Augen. Hätte es irgendwo noch einen leisesten Zweifel daran gegeben, dann war es inzwischen komplett beseitigt. Sein vorletzter Post zeigte einige berühmte Wahrzeichen der Stadt Los Angeles und ich erinnerte mich sehr gut daran, denn ich war es, der diese Bilder aufgenommen hatte und ihm diese „Hidden Places“ gezeigt hatte. Ich nickte heftig und Marc war noch begeisterter, wenn das überhaupt noch möglich war. „Ich verfolge ihn schon ewig, du hast einen absolut feinen Kerl kennen gelernt, Glückwunsch. Den solltest du dir nicht entgehen lassen. 381 Millionen Follower hat der Kerl auf seiner Seite und ich wette, die Mädels wären froh, wenn sie in deiner Position wären. Schnapp ihn dir, !“
Ich schüttelte den Kopf und hatte Tränen in den Augen und mit einer Mischung aus Wut und Trauer sah ich Marc an. „Denk doch mal nach!“ zischte ich und sein Grinsen verschwand mit einem Mal. „Er ist nicht nur ein kleiner Schauspieler, er ist ein Megastar! Millionen von Fans, ständig die Presse um sich, Paparazzi, die nur darauf warten, dass er irgendwo einen Skandal auslösen könnte mit nur einem falschen Wort oder einer falschen Geste. Und dann stell dir erst mal vor, was passiert, wenn er tatsächlich mit mir zusammen kommen würde. Was wäre das für ein Skandal, wenn seine neue Freundin Pornos dreht?“
Ich wischte vor meinem Körper eine imaginäre Schlagzeile. „Fußballstar datet Pornostar!“ Ich ließ meinen Kopf hängen. Das konnte ich ihm nicht antun. Diesem öffentlichen Druck konnte ich ihm nicht aussetzen. Inzwischen ging es nicht mehr darum, ob er meinen Beruf akzeptieren könnte, sondern auch darum, wie die Öffentlichkeit darauf reagieren würde.
„Wäre ne tolle Werbung für den Film, den du letzte Woche gedreht hast.“ überlegte er, doch ich brach innerlich völlig zusammen. Marc sah mich an, verstand mein Dilemma und nahm mich in den Arm „Ach, Süße. Rede mit ihm, er wird dich verstehen. Wenn er dich genau so mag wie du ihn, dann werdet ihr einen Weg finden, glaub mir. Die Liebe findet immer einen Weg. Hast du nicht mal vor Wochen gesagt, du hättest genug Ideen, dass du in Zukunft eher hinter der Kamera arbeiten würdest? Vielleicht ist das auch genau deine Chance. Ich meine, du hast jetzt über 300 Filme gedreht und wolltest immer als Regisseurin deine eigenen Filme drehen. Vielleicht ist genau DAS der Startschuss für eine neue Karriere. Immer noch die selbe Branche, aber dafür musst du nicht mehr mit jedem Kerl in die Kiste oder aufs Auto oder wo auch immer du schon gedreht hast.“
Diese Worte taten mir gut, doch ich glaubte nicht, dass es für Mario und mich einen Weg geben würde. Marc jedoch traf einen Punkt, der mich schon lange beschäftigte. Ich fragte mich, ob er wie so oft auch hier wieder Recht haben würde. Es war wohl an der Zeit, was auch immer man an den Nagel hängt, wenn man das Pornogeschäft als Darstellerin aufgibt und sich in den kleinen „Regie“-Stuhl hinter den Kameras, Scheinwerfern und Mikrofonen zu setzen und meine unzähligen Filmideen endlich umzusetzen. Ich hoffte nur, dass ich diesen Schritt nicht alleine gehen müsste, sondern diesen Weg mit Mario an meiner Seite bestreiten könnte. Ich sah Marc an und lächelte. „Zumindest weiß ich jetzt, dass er in Spanien leben muss. Kommst du mich in Madrid besuchen?“ Er nickte und drückte mich an sich. „Wenn du mir für jedes Spiel eine Karte besorgen kannst, dann so viel und so oft du willst, .“

Halbzeitpause. Etwas Zeit, um durchzuatmen. Ich war noch nicht wieder in der Form, in der ich letzte Saison noch war. Ziemlich verständlich, denn ich trug dieses große Paket mit mir herum. Ich brachte es nicht fertig, auch nur einen Blick auf die Tribünen zu werfen, um sie zu suchen. Vermutlich war sie schon gegangen, als sie mich zum ersten Mal hier gesehen hat. Ich stellte mir vor, wie sie gerade auf ihrem Bett lag und sich die Augen aus dem Kopf heulte, weil sie wieder auf so ein Arschloch reingefallen war, also saß ich still und ruhig auf meinem Platz. Ich nahm mein Handy zur Hand, doch auch dort war keine weitere Nachricht von ihr zu lesen. Mit einem lauten Seufzer verstaute ich das Handy wieder in meinem Schrank, doch meine Mitspieler hatten wie üblich nur das Spiel im Kopf. Dachte ich zumindest, denn ich hörte ihnen jetzt doch wieder zu und das Thema war ein ganz anderes. „Hätte nicht gedacht, dass ich die Frau mal live bei nem Spiel von uns sehen würde. Die sitzt im Stadion und schaut uns zu. Sonst schauen wir ihr immer zu.“, grinste Toni breit und Sergio stimmte ihm zu. „Wenn die nackt vor dir steht, dann weiß ich nicht, wie ich reagieren würde.“ grinste er breit, doch Cristiano gab ihm die Antwort. „Vermutlich würde dich deine Frau erschlagen, Sergio.“ Sergio lachte, während Toni sich vor Lachen an seinem Wasser verschluckte und Sergio zugleich eine andere Flasche reichte. Cristiano setzte sich wie üblich neben mich. „Noch keine Nachricht von ihr?“ Ich schüttelte den Kopf. „Sie muss mich erkannt haben. Vermutlich will sie nichts mehr von mir wissen.“ antwortete ich ihm niedergeschlagen, aber Cristiano grinste. „Kopf hoch, mach dir nix draus, es gibt so viele hübsche Frauen da draußen und eine ist irgendwann auch für dich dabei. Hast du gesehen, wer sonst noch da draußen sitzt?“ Er nahm die Hände vor die Brust und verkündete lautstark: „Elektra Black!“ Ich sah ihn fragend an. „Wer soll‘ n das sein? Ist das dein neuer Berater?“ Toni und Sergio sahen mich an, als wäre ich nicht von dieser Welt. „Mario, sogar ich kenn die Frau und ich bin glücklich verheiratet.“ sagte Toni lachend und deutete auf Sergio. „Und der hier würde vermutlich sogar sein Leben für sie riskieren.“ Sergio überlegte kurz, nickte übertrieben und grinste breit, während Cristiano sein Handy aus seinem Schrank holte. Er gab den Namen ELEKTRA BLACK ein und hielt mir das Ergebnis unter die Nase. Ich traute meinen Augen nicht, als ich das Bild sah. Das konnte unmöglich sein. „Du verarscht mich, oder?“ Ich starrte Cristiano an, dann wieder das Bild auf seinem Handy. „Was ist los?“ fragte er mich und ich flüsterte. „Das ist sie. Das ist Hannah.“
“Klar, das ist deine Hannah. Jetzt verarscht du mich aber, oder?“ fragte mich Cristiano, aber ich zeigte ihm die Bilder, die ich mit Hannah gemacht hatte. Er verglich sie, während alle Gespräche in der Kabine komplett verstummten und alle Augen nur auf ihn gerichtet waren. „Du hast Recht.“ sagte er leise. „Du gehst mit nem Pornostar aus?“ fragte Toni lautstark, während Sergio ungläubig den Kopf schüttelte. Iker, unser Torhüter, kam zu uns herüber und wollte sich offenbar selbst davon überzeugen, dass es sich bei der Frau namens Hannah Clifford, die ich kennen gelernt hatte, von der ich seit einer Woche sprach, und dem Pornostar Elektra Black wirklich um ein und die selbe Person handelte, doch auch er war schnell davon überzeugt. „Ja leck mich doch!“ stieß er aus und klopfte mir mit seinen Handschuhen auf den Kopf. „Unser Kapitän hat sich einen Pornostar geangelt.“ In diesem Moment betrat der Trainer die Kabine, doch Iker legte den Finger auf den Mund. „Nicht nötig, was zu sagen, Coach. Wir gewinnen das Ding. Für Mario. Für Hannah! Und für Elektra.“ Er sah zu mir. „Einer für alle!“ Meine Mitspieler stimmten mit ein „UND ALLE FÜR EINEN!“ Die Jungs klatschten und brüllten und wir machten uns wieder auf den Weg. Raus, auf das Feld. Wir hatten immerhin noch ein Spiel zu gewinnen und die Jungs hatten mir den Sieg versprochen. Und genau DAS wollte ich ihnen jetzt liefern. Da schoss mir der Gedanke durch den Kopf. „Ich gehe zum ersten Mal in meinem Leben zu so einem Spiel“ hatte mir Hannah bei unserem letzten Treffen erzählt. Es war jetzt meine Aufgabe, ihr einen unvergesslichen Moment zu bescheren.
Zurück auf dem Feld fragte ich Cristiano, wo sie sitzen würde und er beschrieb es mir. Ich suchte die Ränge ab und tatsächlich, da saß sie und ich hatte das Gefühl, sie starrte mich ebenfalls an. Ich lächelte sie an und glaubte, sie würde es erwidern. Das gab mir die Hoffnung, das doch noch nicht alles verloren war bei ihr und ich atmete noch einmal tief durch, bevor der Schiedsrichter die zweite Halbzeit anpfiff. Ich wollte sie beeindrucken, ihr ein „das will ich wieder sehen“-Gefühl vermitteln. Ich wollte ihr unbedingt zeigen, was mir dieser Sport bedeutete und wollte für sie spielen, ihr beweisen, dass sie mich zu Höchstleistungen antreiben konnte, selbst, wenn sie nichts davon wusste, wer ich wirklich bin.
Meine Mitspieler spürten meine Entschlossenheit und es übertrug sich auf sie, es gab nun keine Zurückhaltung mehr und wir drängten das All-Star-Team immer weiter zurück, erspielten uns Chance um Chance und so kam es, wie es kommen musste. Ein steiler Pass von Toni, ich sprintete los, ließ meine Bewacher hinter mir und schob den Ball flach am Torhüter vorbei ins Netz. Ich machte einen kurzen Sprint in Richtung Eckfahne, imitierte Cristiano‘ s inzwischen berühmt-berüchtigten Jubel und suchte ihren Blick. Sie war wie alle anderen aufgestanden und klatschte in die Hände, doch ich wollte ihr und der Welt beweisen, was sie mir bedeutete und so küsste ich meine Finger und zeigte auf sie. Es war mir völlig egal, womit sie ihr Geld verdiente. Ich durfte sie kennenlernen und war hin und weg von ihr. Ob sie der Welt nun als Elektra Black oder als Hannah Clifford bekannt war, war mir egal. Wichtig war mir nur, dass sie glücklich war und wenn sie mir eine Chance geben sollte, dann würde ich sie nutzen, um sie glücklich zu machen. Gegen alle Widerstände, die uns dabei erwarten würden.
Sollten die Medien doch schreiben, was sie wollten. Ich hatte längst gelernt, diesen öffentlichen Druck von mir zu schieben, doch wenn die ganze Welt wusste, wie diese Frau nackt aussieht, dann würde ich dennoch zu ihr stehen. Es war inzwischen auch nicht mehr zu leugnen: Ich hatte mich in sie verliebt und ich hoffte inständig, dass es ihr ähnlich erging. Ich musste es ihr sagen und nichts und niemand würde mich davon abbringen.
Ein Foulspiel und ein verwandelter Elfmeter von Cristiano, ein Kopfballtor von Sergio nach einem Eckball von Toni stellten schließlich den Endstand von 4:0 her. Nachdem ich meinen Gegenspielern die Hand gegeben hatte und wir endlich wieder in Richtung Kabine gehen konnte, ratterte ich die Interviews mit den TV-Sendern fast schon wie auswendig gelernt runter. Ich sprang unter die Dusche und wollte die Zeit alleine im Bus nutzen, um sie endlich anzurufen und ihr meine Gefühle zu gestehen, doch als ich die Kabine verließ, kam es anders. Es war kein Traum und auch keine Phantasie, das konnte ich deutlich spüren, denn meine Mitspieler kamen einer nach dem anderen aus der Kabine, blieben wie angewurzelt stehen und starrten sie mit offenen Mündern an. Da stand sie vor uns, im weißen Trikot mit Hotpants sah sie verboten heiß aus, doch sie grinste nur breit.
Hannah Clifford, alias Elektra Black, stand vor mir.

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